2016: Sardinien
Juni 2016: Wir starten Richtung Sardinien. Sardinien? Schon wieder? Wir sind jahrelang immer wieder an eine andere Stelle, in eine andere Gegend gefahren, immer auf der Suche nach den perfekten Kurven. Gefunden haben wir diese Gegend aber erst im letzten Jahr, auf Sardinien nämlich. Ungefähr die Gegend, die im Planungs-Screenshot rechts mit lilafarbigen Schlangen bedeckt ist, beinhaltet die interessantesten Straßen. Der Rest hat zwar schöne Ecken, insbesondere die Küstenstraßen sind ausgesprochen sehenswert, aber wenn man auf der Suche nach nicht enden wollenden Kurvenstrecken ist, gibt es nur eine gute Stelle, an der man mit der Hotelsuche anfangen sollte: Arbatax. Dort fanden wir das Hotel Saraceno mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis (Buchung via Reisebüro).
Vor Ort stellten wir dann fest, dass wir nicht die einzigen sind, die in Bezug auf die richtige Ecke auf der Insel und in Bezug auf das richtige Hotel diese Erkenntnis gewonnen hatten: Das Hotel war ausgebucht, gefühlt die meisten Gäste waren Mopedfahrer (davon anscheinend auch ein paar, die sich nicht benehmen können, siehe rechts). Die Anzahl der Mopeds war erstaunlich, und wer nach 18 Uhr zum Hotel kam, musste schon etwas länger einen passenden Parkplatz suchen. Erstaunlich war aber auch, dass sich das alles „verlief“, sobald man ein paar Kilometer vom Hotel entfernt war. Keinesfalls wirkten die Straßen überfüllt mit Mopeds, genau wie im letzten Jahr hat man im Gegenteil auch manchmal längere Zeit überhaupt keinen weiteren Verkehr gesehen.
Doch im einzelnen: Getroffen haben wir uns diesmal bei Andy zu Hause. Das hatte den Vorteil, dass das Verladen nicht von der Reisezeit abging. Erste Etappe wieder bis nach BaWü, wir übernachteten im Kaiserwirt, Heppenheim (Bergstraße). Sehr komfortabel bezogen wir zwei Appartments, die inkl. Frühstück zu einem günstigen Preis angeboten wurden. Dummerweise war an dem Tag die Küche geschlossen und zu Fuß konnte man von dort nichts zu Essen ergattern. Aber der Wirt kannte einen Pizzaservice, Andy hatte Bier in der Kühltruhe dabei, alles war gut. Am nächsten Morgen auf nach Genua, nicht ohne vorher noch einen Zwischenstopp bei Bäckerei/Konditorei Maier in Aargau einzulegen, wo wir mal wieder die fantastischen Vanillecroissants kauften. Wir waren rechtzeitig an der Fähre (was zwischenzeitlich wieder mal nicht danach aussah), die Warteschlange war erstaunlich kurz. Diesmal hatten wir für eine Überfahrt in der Woche gebucht, was gegenüber dem Wochenende beim letzten Mal wesentlich entspannter (weil nicht so voll) war.
Überfahrt, ausschiffen, Kaffee/Frühstück, einkaufen, ab zum Hotel. Die Entfernung vom Hafen in Olbia zum Hotel war diesmal größer, so dass wir nochmal 1,5 Stunden unterwegs waren. Mopeds abladen, umziehen und dann erst mal eine Runde drehen. Das Hotel liegt strategisch absolut günstig an unserer Lieblingsstrecke, die wir im letzten Jahr schon entdeckten: SS125 von Tortoli nach Cala Gonone, knappe 50 traumhafte Kilometer. Das erste Ziel war also: Kaffee in Cala Gonone. Es ist dann noch ein Eis dazu gekommen. Im folgenden Video sieht man die erste Hälfte der SS125 von Norden her gefahren, also beginnend bei Cala Gonone.
Zitat von Andy: „Wenn Dir jemand sagt, er hätte die geilste Straße gefunden, und er anschließend nicht SS125 sagt, kannst Du ihm den Stinkefinger zeigen!“ Diese Aussage müssen wir allerdings revidieren, denn es gibt auf Sardinien zumindest noch eine geniale Straße (abgesehen von den unzähligen einfach nur schönen, kurvenreichen, gut asphaltierten mit grandioser Aussicht), und das ist die SS198. Im folgenden Video sieht man den Teil vom Lago del Flumendosa bis Sadali, also Richtung Osten.
Ich verzichte übrigens erstmals darauf, die einzelnen Tagestouren penibel aufzuführen. Wenn jemand in die gleiche Gegend fährt, ist es besser, ein paar Tipps an der Hand zu haben und nicht genauestens Touren nachzufahren. Der wichtigste Tipp ist in jedem Fall, dass das Pflichtprogramm aus zwei Strecken besteht. Die erste ist die SS198 zwischen Lanusei und dem Lago del Flumendosa und die zweite ist die oben beschriebene SS125.
Etwas weniger interessant ist der südliche Teil. Man sieht auf der Karte gut, wo die Straßen in Richtung Süden beginnen eher geradeaus zu verlaufen. An einem Tag sind wir dort herunter gefahren, das war aber eher langweilig, am spannensten war dann eher noch der sehr starke Wind, der uns auch auf geraden Strecken mit ordentlicher Schräglage fahren ließ.
Tagsüber kauften wir wie in den vergangenen Jahren Brot, Schinken, Käse und suchten uns eine nette Stelle, um Pause zu machen. Abends genossen wir das komfortable Hotel und das ausgezeichnete Essen sowie natürlich das Ankommbier auf der Terrasse.
Interessant ist übrigens der Wandel unseres Gepäcks: Früher waren drei Taschen voll mit Klamotten, heute sind es nur noch zwei. Irgendwie packen wir effizienter – müssen wir aber auch, denn die dritte Tasche ist voll mit Ladegeräten, GoPro, Notebooks, Akkus und anderem stromfressendem Krempel.
Während wir auf Sardinien waren, lief die Europameisterschaft. Klar, dass wir manches Spiel sahen, das Hotel hatte natürlich eine Leinwand aufgestellt.
Etwas lästig waren in den ersten Tagen die vielen Mücken, die unterwegs waren. Weniger nachts im Hotel als vielmehr bei der Fahrt waren die Leichen auf Visier und GoPro-Linse nervig.
Beim Motorradfahren gefällt mir abgesehen vom reinen Fahrerlebnis auch, dass man olfaktorisch wesentlich enger an der Umwelt ist. Das kann in Verbindung mit Landwirtschaft nachteilig sein, in südlichen Gefilden und so auch auf Sardinien aber gibt es jede Menge Feigenbäume. Der Geruch eines Feigenbaums mit reifen Früchten in Verbindung mit Sonne und guten Straßen ist ein tolles Erlebnis.
Es lohnt sich auf Sardinien durchaus, auch mal die ganz kleinen Straßen auszuprobieren. Wir sind dabei ein-/zweimal zwar auf Sackgassen oder Schlaglochpisten gestossen, in der überwiegenden Anzahl der Versuche jedoch fanden wir tolle Ecken. Im folgenden Video fahren wir die SS368 und dann via Talana die SP56. Der erste Teil der Strecke besteht aus einer schmalen Straße mit Serpentinen, Ziegen (!) und fantastischer Aussicht. Nach Talana dann auf der SP56 wird es breiter und zügiger. Wir sind fast alleine auf dieser Straße, die man in Google Maps kaum erkennen kann.
Viel zu schnell kam der letzte Tag. Natürlich drehten wir noch eine Runde, der letzte Tag gehörte nochmal der SS198 bis zum See und zurück. Mopeds verladen, auf nach Olbia. Wir waren zu früh, war ja klar. Aber besser als zu spät und in der Sonne vor dem Schiff mit einem Bierchen in der Hand Leute beobachten ist auch was feines. Sardinien grüßt mit einem sagenhaften Sonnenuntergang und wir freuen uns über Brot, Käse, Schinken, Wein draußen an Deck.
Am nächsten Tag dann an einem Stück von Genua nach Hause. Wieder einmal beglückwünschten wir uns zu dem Luxus, bequem in einem geheizten Wagen zu sitzen und die Mopeds hinterherzuziehen. Mit dem Moped auf der Autobahn ist schon langweilig, wenn das Wetter schön ist, an diesem Tag aber schüttete es zwischendurch ein paarmal und das wäre im Freien kein Spaß. Mein Moped wurde in Nähe Melsungen abgeladen, ich fuhr die letzten Kilometer bis nach Hause mit viel Glück trocken.
Das Fazit: 2873 gefahrene km, davon etwa 2500 auf Sardinien. Im diesem Jahr hatten wir angenehmere Temperaturen: Im Gegensatz zu den oft über 30 Grad letztes Jahr war es diesmal mit meistens unter 30 doch sehr angenehm. Sardinien ist und bleibt Moped-Eldorado. Dennoch geht es im nächsten Jahr an eine andere Stelle und das vor allem, weil wir nicht auf Dauer allzu bequem werden wollen. Geplant ist, mal wieder Etappen mit dem Moped zu fahren und abends Übernachtungen zu suchen. So wie früher halt 😉
Wir waren aber ganz sicher nicht das letzte Mal auf Sardinien!