2007: Schweiz
Die Tour im Jahr 2007 führte uns in die Alpen – mal wieder. Wir trafen uns im Spessart, dann über den Schwarzwald mit einem Abstecher in die Vogesen gen Süden. Die flache Nordschweiz durchquerten wir per Autobahn, um dann am Alpenrand auf die wunderbaren Passstraßen zu wechseln. Das Quartier für ein paar Tage in der Nähe von Andermatt war vorgebucht, von dort waren Ausflüge hauptsächlich in südlicher Richtung geplant. Die Rückfahrt verlief ähnlich der Hinfahrt durch den Schwarzwald, dann nordöstlich bis ins Sauerland, wo wir uns wieder trennten.
Zu jedem Tag gibt es einen Link auf einen Screenshot mit eingezeichneter Tour aus Google Earth . Auf diesem Screenshot sieht man den gesamten Tourverlauf.
Diesmal haben wir nicht, wie im letzten Jahr, eine Alpenrundreise geplant, sondern eine schon länger gehegte Idee verwirklicht: Sternfahrten von einem festen Standort aus, zu dem wir jeden Abend zurückkehren. Die gute Idee dabei ist, nicht jeden Abend ein Hotel suchen zu müssen und so länger Zeit zum Fahren zu haben. Die schlechte Idee ist, dass nach ein paar Tagen die interessanten Ziele in der Umgebung abgegrast sind und man immer wieder die gleichen Zubringerstraßen fährt.
Das Wetter hat uns bei dieser Tour leider ein paar Striche durch die Rechnung gemacht. Es hat oft geregnet, das Glück von letztem Jahr wurde durch besonders schlechtes Wetter dieses Jahr wieder ausgeglichen.
Wir trafen uns in Bad Orb (östlich von Frankfurt am Main, an der A66). Von dort führte die Tour über schöne Landstraßen trocken bis in den Schwarzwald. Da erwischte uns dann kurz vor dem geplanten Ziel das erste Gewitter: Unterstellen bei einer Holzhandlung war angesagt.
Übernachtet haben wir im Gasthof Engel in Nesselried , ein netter und empfehlenswerter Gasthof mit guter Küche (N48 31.151 E8 00.290).
577 km, 7:30 bis 19:13. Screenshot
Am nächsten Tag sah der Himmel nicht besonders vielversprechend aus. Wir hatten einen Abstecher in die Vogesen geplant, eine von uns bisher nicht besuchte Gegend, die auf der Karte viele Kurven versprach. Leider hatte sich an dem Tag auch ein erhebliches Gewitter dieses Ziel ausgesucht, so daß wir wenige Kilometer nach dem Hotel unter Bäumen an einer Hauptstraße warteten, daß der Regen aufhören sollte. Tat er aber leider nicht, so dass wir beschlossen, den Nordteil der Vogesen per Autobahn abzukürzen, um dem schlimmsten Wetter zu entgehen.
Mit etwas Glück konnten wir dann tatsächlich noch ein paar Kurven der Vogesen unter die Räder nehmen. Das hat in jedem Fall gereicht, um dieses Ziel für eine spätere Tour noch einmal vorzumerken. Nachdem wir dann an Mulhouse vorbei wieder im Schwarzwald angekommen waren, kehrten wir im Gasthof Kreuz in Neuenburg-Grissheim ein (N47 52.334 E7 35.388 ). Hier war das Wetter dann wieder so gut, dass wir am Abend lange draußen sitzen konnten.
315 km, 9:15 bis 19:00. Screenshot
Der nächste Morgen zeigte immer noch erstaunlich gutes Wetter. So konnten wir mit viel Vergnügen einige kleine Sträßchen im Südschwarzwald genießen, bevor es dann auf die Schweizer Autobahn ging. Natürlich nicht ohne vorher die obligatorische Autobahnplakette zu kaufen.
Rumms – das nächste Gewitter erwischte uns direkt auf der Autobahn. Starkregen für etwa 15 Minuten, dann aber auf einen Schlag wieder Sonnenschein, so daß wir in Gletsch am Fusse des Furka noch einen netten Cappuccino trinken konnten.
Oben auf dem Furka standen wir dann in den Wolken, besonders warm war es durch die fehlende Sonne auch nicht. Ja, ich meckere. Aber Mopedfahren macht halt am meisten Spaß, wenn es nicht regnet, und Pässe sind ohne Sonne nur halb so schön. Kurvenfahren lebt von der Schräglage, wenn man allerdings immer mit einem nassen Fleck rechnen muß, und die lästige Bitumenschmiererei zu wegrutschenden Reifen führt, ist das auch nicht das gelbe vom Ei. Ach, wie gut hatten wir es im letzten Jahr, nur schönes Wetter … So, das reicht jetzt, ab jetzt wird das Wetter in dieser Tourbeschreibung nur noch Nebensache sein 😉
Abends kamen wir dann im Hotel Cresta, Dieni, Sedrun , an (N46 40.260 E8 44.661 ). Das obligatorische Ankommbier wurde natürlich draussen auf der Terasse getrunken. Dieses Hotel liegt auf etwa 1400 m Höhe, wegen der damit verbundenen Kälte haben wir dann die Mahlzeiten lieber im Innenbereich eingenommen.
Was dabei heraus kommt, wenn man den Selbstauslöser auf „3 aufeinanderfolgende Bilder nach 10 Sekunden“ einstellt und damit ein „AufDieKurve“-Foto erstellen möchte, sieht man auf nebenstehender (anklickbaren) Bildersequenz.
347 km. Screenshot
Am vierten Tag unserer Tour wollten wir ins Maggiatal . Da es keine befahrbare Verbindung vom Nufenenpass ins Maggiatal nach Süden gibt (obwohl wir auf 4 km Luftlinie von Süden an den Nufenenpass herankamen!), fuhren wir über den Lukmanierpass (nicht sehr empfehlenswert: wenig Kurven, schlechter Straßenzustand) nach Süden bis Bellinzona, dann kurz am Lago Maggiore entlang westlich, um bei Locarno dann nach Norden ins Maggiatal abzubiegen.
Das Maggiatal ist im unteren Bereich noch nicht sehr reizvoll, viel Industrie und enorm viel Verkehr. Das legt sich aber mit den Kilometern recht schnell und im oberen Bereich fährt man durch eine wunderschöne und abwechslungsreiche Gegend. Die Straße wird immer enger, das Tal schließt sich langsam und richtig spannend wird es im oberen Teil nach Fusio. Wir sind tatsächlich bis zum obersten Ende gekommen, wo die Maggia aus dem Lago del Narét entspringt. Hier hat uns ein großes Schneefeld an der Weiterfahrt gehindert, immerhin waren wir auf 2304 m ü.NN. Wir haben dann unsere Einkäufe (Brot, Tomaten, Käse, Schinken) verzehrt.
Auf dem Rückweg haben wir einen Abstecher Richtung Brissago gemacht. Am Lago Maggiore fällt das Ufer teilweise sehr steil ab bis zum Wasser. Kein Strand, trotzdem handelt es sich bei dieser Wohngegend um eine sehr beliebte und insofern auch um eine preislich sehr gehobene. Das Manko der Steilküste wird dann also mit in den Fels gehauenen Garagen ausgeglichen. Fahrstühle direkt vom Straßenrand in die Tiefe bringen die Bewohner der exklusiven Häuser direkt am Wasser in ihre Domizile. Natürlich haben wir in Brissago einen Cappuccino getrunken, bevor wir dann den Rückweg zum Hotel Cresta angetreten haben. Ankunft bei 11 Grad im reichlich vorhandenen Schatten.
362 km, 9:20 bis 19:30. Screenshot und Screenshot Detail
Andy brauchte eine neue Kette. Die alte hatte sich gelängt und war ausgeschlagen. In Disentis gibt es eine Motorradwerkstatt , deren freundlicher und kompetenter Besitzer die vorrätige Kette eingebaut hat. Dadurch war es schon Mittag geworden, so daß wir beschlossen, die kürzeste Tagestour vorzuziehen. Diese sollte uns in die Täler des Glenner und des Valser Rhein führen. Auf der Karte unspektakulär fanden wir hier eine wunderschöne Gegend vor, die es sich lohnt zu besichtigen. Auch hier gilt natürlich: Je weiter man in solche Täler hineinfährt, desto interessanter wird die Gegend. Zum Schluß dann nur noch auf Schotter fahrend findet man spektakuläre Ausblicke in touristenleeren Gegenden.
190 km, 9:15 bis 18:15 Screenshot
Heute wieder eine längere Etappe. Über den Oberalppass, durch Andermatt, über den Furkapass und dann durch das Rhonetal bis nach Brig, über den Simplon nach Domodossola und dann das Tal des Flusses Toce erkunden soweit wir kommen. Dann, wie beim Ausflug ins Maggiatal, den gleichen Weg zurück. Auch bei dieser Tour sind wir von Süden bis auf 4 km an den Nufenenpass herangekommen. Wie im Maggiatal gab es keine weitere befahrbare Strasse – zu Fuß ist es wahrscheinlich tatsächlich möglich, zum Nufenenpass zu kommen.
Sehr spannend ist der Wasserfall , den der Toce in der Nähe von La Frua bildet. Über einen Steg (Bild links) kann man über den Abgrund gehen und eine fantastische Rundumsicht geniessen. Der nachstehende Film zeigt das annähernd:
Wir sind auch hier wieder soweit gefahren, wie es möglich war. Hinter dem Lago Morasco (Bild links), der natürlich wie alle Schweizer Stauseen zur Stromerzeugung genutzt wird, endete dann der befahrbare Weg. Auch hier konnte man aber einen Fussweg erkennen, Wanderwege waren ausgeschildert, so dass man vermutlich auch hier per pedes bis zum Nufenen Pass kommen könnte. Wir haben das nicht ausprobiert.
Über eine Schotterstraße in erbärmlichen Zustand (Bild rechts) machte ich alleine einen Abstecher in Richtung Lago del Toggia. Andys Moped hätte diesen „Weg“ nicht gepackt, mir bescherte er immerhin einen tollen Ausblick über das Tal unterhalb des Lago Morasco. Bevor die dicken aufziehenden Wolken den Blick versperrten, jedenfalls.
Recht spät, unter anderem wegen einer total verregneten Rückfahrt, waren wir wieder in „unserem“ Hotel Cresta.
411 km, 9:15 bis 20:15 (Regen, 11 Grad) Screenshot Screenshot Detail
Wir wollten eigentlich noch einen Tag länger im Cresta bleiben. Wir haben uns dann aber nach Hören des Wetterberichtes entschieden, den Heimweg anzutreten. Sollte das Wetter unterwegs besser werden, hätten wir noch einen Tag Puffer. Der Wetterbericht kündigte aber für die Schweiz heftige Regengüsse an – das brauchten wir nicht. Der Rückweg über Gotthard, Nufenen (also mit einem Süd-Schlenker), Grimsel war trocken. Oben auf dem Nufenen gab es auf knapp 2500 m ü. NN. noch einiges an Schnee zu besichtigen. Interessanterweise war dieser Schnee drei Wochen später, als ich mit dem Auto noch einmal dort war, komplett weggeschmolzen.
Wir haben am Grimsel bei einem Bauernhof übrigens den absolut besten Käse des Urlaubes gekauft. Wer in der Nähe ist: Unbedingt vorbeischauen (N46 39.922 E8 16.236 ), klingeln und „jungen Bergkäse“ kaufen. Danach folgten dann bei gutem Wetter wieder etwa 150 Autobahnkilometer durch die Nordschweiz.
Wieder im Schwarzwald fing es dann genau dann an zu regnen, als wir eine Unterkunft gefunden hatten. Wir übernachteten im Landgasthaus Kurz in Todtnau (N47 50.431 E7 58.423).
329 km, 9:30 bis 18:10. Screenshot
Wir stehen auf: Es regnet. Wir fahren los: Es regnet. Wir fahren eigentlich wunderschöne Straßen im Schwarzwald: Es regnet. Au weia.
Es hörte nicht auf zu regnen, es wurde im Laufe des Nachmittages nur noch stärker. Gegen 15:30 hatten wir die Nase voll und kehrten im Gasthof Linde Löcherberg ein. Das war eine gute Wahl! Wir wurden, obwohl klatschnass, sehr freundlich aufgenommen. Die Motorräder konnten in die Garage (das Auto vom Chef wurde rausgefahren), die Klamotten konnten wir in einem sehr warmen Heizungskeller auf einen Wäscheständer hängen, so dass sie tatsächlich am nächsten Morgen trocken waren.
Die Linde ist ein Gasthof mit einem etwas ältlichen (das ist nicht negativ gemeint) und sehr sympathischen Charme, unbedingt empfehlenswert und absolut preiswürdig. Übrigens gibt es dort auch zwei völlig neue, große und perfekt ausgestattete Ferienwohnungen, von denen ich eine mit meiner Familie drei Wochen später für zwei Nächte genutzt habe. Auch diese sind absolut preiswert im wahrsten Sinne des Wortes.
201 km, 9:20 bis 15:30. Screenshot
Dies sollte der letzte Tag unserer Tour sein. Wir sind tatsächlich einen Tag früher als geplant nach Hause gefahren, weil der Wetterbericht katastrophal war. An diesem Tag war es zuerst ganz nett und wir genossen die immer wieder wunderbaren Straßen im Schwarzwald. Dann allerdings zog eine schwarze Front am Horizont auf, die uns auf die Autobahn verbannte.
So fuhren wir dann auf direktem Wege zu meiner Lieblingspizzeria „Da Cimino“ in Frankfurt. Man kann nicht behaupten, dass es dort sehr gemütlich sei, aber besonders die Pizza mit Rucola und gutem Parmaschinken aus dem holzbefeuerten Ofen ist sensationell!
Weil das Wetter momentan gar nicht so schlecht war, fuhren wir noch ein wenig durch den Spessart gen Norden. Hier reifte dann der Gedanke, im nächsten Jahr eine Deutschland-Rund-Tour zu machen. Mit ein bisschen Glück beim Wetter und guter Planung ist das eine Idee, die uns beide anmacht.
Wir trennten uns in Frankenberg (Eder). Andy fuhr nach Norden, am Edersee vorbei und dann auf die Autobahn. Ich wollte noch ein paar Kurven fahren und orientierte mich Richtung Winterberg. Um es kurz zu machen: Als das Umfahren des ersten Gewitters misslang, begab ich mich auf „dem schnellsten Weg nach Hause“ (Garmin), wobei ich noch ein weiteres Gewitter mit Vornamen kennen lernte.
575 km, 9:30 bis 19:45 Screenshot
Fazit der Tour:
- Die Schweiz ist immer eine Reise wert.
- Schwarzwald ist super.
- Vogesen sind vorgemerkt.
- Regen ist großer Mist.
- 3400 km Fahrstrecke.
- 52 Stunden reine Fahrtzeit.
- 30 Stunden Standzeit mit eingeschaltetem Garmin (also Cappuccini, Ampeln, Warten im Wald auf den Regen, …)